Alternativgeschichte-Wiki
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Britische Unterhauswahl, 1939
16. März 1939
First party Second party Third party
105px-Attlee BW cropped 100px-Arthur-Neville-Chamberlain 100px-Archibaldsinclair

Parteiführer

Clement Attlee Arthur Neville Chamberlain Archibald Sinclair
Partei Labour Conservative Liberal
Wahlkreis des Parteiführers Limehouse Birmingham Edgbaston Caithness and Sutherland (verloren)
Letzte Wahl 154 Sitze, 38% 386 Sitze, 47.8% 21 Sitze, 6.7%
Sitze 1939 393 197 12
Änderung +239 -190 -9
Stimmen 11,967,746 8,716,211 2,177,938
Anteil 49.7% 36.2% 9.0%
Änderung 11.7% -11.6% 2.3%

250px-1945 UK Election Map

Die Farben zeigen die siegreiche Partei gemäß der Tabelle

Die Britische Unterhauswahl 1939 fand am 15. März des Jahres statt. Das Ergebnis wurde am 30. März verkündet.

Der britische Premierminister Neville Chamberlain wollte die Wahl zu einer Abstimmung über seine Appeasement-Politik werden lassen. Nach dem Münchener Abkommen mit dem Großdeutschen Reich, das vielen seiner Landsleute als Verrat an den Tschechoslowaken erschien, war die Regierung verstärkten Angriffen von Seiten der Labour-Party ausgesetzt, die seit dem Spanischen Bürgerkrieg ihre pazifistische Grundhaltung zugunsten einer Eindämmungspolitik (Containment) aufgegeben hatte.

Am 15. März, also nur einen Tag vor der Wahl, marschierten deutsche Truppen in Tschechien ein und brachen damit eindeutig den zuvor geschlossenen Vertrag.

Am Wahltag selbst war das Thema in allen Zeitungen und Radiosendungen präsent, sodass es zu einem noch nie dagewesenen Stimmungsumschwung führte. Hatten die Wahlforscher in den Wochen zuvor noch mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen gerechnet, endete die Unterhauswahl tatsächlich in einem katastrophalen Debakel der Konservativen., die fast die Hälfte ihrer Sitze verloren und damit deutlich auf den zweiten Platz abstürzten.

Die Arbeiterpartei erreichte eine stabile Alleinregierung.


Ergebnisse

UK general election 1945
Kandidaten Stimmen
Party Aufgestellt Gewählt Sitze gewonnen Unbesetzt Veränderung % Sitzanteil % Stimmenzahl
Labour 603 393 + 239 61.41 49.71 11,967,746
Conservative 559 197 - 190 30.78 36.20 8,716,211
Liberal 306 12 - 9 1.88 9.04 2,177,938
National Liberal 49 11 - 22 1.18 2.9 686,652
Independent 38 8 6 0 + 6 0.6 133,191
National 10 2 2 1 + 1 0.5 130,513
Common Wealth 23 1 1 0 + 1 0.5 110,634
Communist 21 2 1 0 + 1 0.4 97,945
Nationalist (NI) 3 2 0 0 0 0.4 92,819
National Independent 13 2 0 0.3 65,171
Independent Labour 7 2 0 0.3 63,135
Independent Conservative 6 2 2 0 0 0.2 57,823
Ind. Labour Party 5 3 0 1 - 1 0.2 46,769
Independent Progressive 7 1 1 0 + 1 0.1 35,072
Independent Liberal 3 2 2 0 + 2 0.1 30,450
SNP 8 0 0 0 0 0.1 26,707
Plaid Cymru 7 0 0 0 0 0.0 16,017
Commonwealth Labour 1 0 0 0 0 0.0 14,096
Independent Nationalist 4 0 0 0 0 0.0 5,430
Liverpool Protestant 1 0 0 0 0 0.0 2,601
Christian Pacifist 1 0 0 0 0 0.0 2,381
Democratic 5 0 0 0 0 0.0 1,809
Agriculturist 1 0 0 0 0 0.0 1,068
Socialist (GB) 1 0 0 0 0 0.0 472
United Socialist 1 0 0 0 0 0.0 300

Abgegebene gültige Stimmen: 24,073,025.

Gründe für den Labour-Sieg

Die Konservativen bauten ihren Wahlkampf auf zwei Hauptargumenten auf: Die vermeintlich erfolgreiche Außenpolitik und die Angst vor dem Kommunismus.

Die Appeasement-Politik galt vielen Konservativen als Garant für den Frieden in Europa, zumal man Hitlers Friedensbeteuerungen nach wie vor Glauben schenkte und ihn als Bollwerk gegen die Sowjetunion sah.

Das zweite Hauptthema war, Angst vor dem Kommunismus zu streuen, um die Wahlchancen von Labour dadurch zu mindern. Die Pläne für eine umfassende Sozialversicherung, die Labour ins Zentrum seines Wahlkampfes gestellt hatte, stellten für die Tories den Einstieg in den Sozialismus dar und wurden daher nach Kräften bekämpft. Auch die Ausweitung der Arbeitnehmerrechte sahen die Konservativen mit Argwohn und waren sich in diesem Punkt mit den Liberalen einig, deren Stammklientel sie dadurch bedroht sahen.


Tatsächlich war es das Thema Außenpolitik, das die Wahl letztlich so deutlich zugunsten der Linken entschied. Viele schenkten Hitlers Friedensbeteuerungen schon zuvor keinen Glauben mehr, nach dem Einmarsch in die Rest-Tschechei war jedoch auch bei gestandenen Anhängern der britischen Außenpolitik der Glaube an deren Erfolg dahin.

Doch auch die antikommunistischen Ausfälle der Konservativen trugen ihren Teil zum Stimmungsumschwung bei. Nach den bitteren Erfahrungen der Weltwirtschaftskrise seit 1929 und dem damit verbundenen Elend sehnten sich die Bürger nach mehr sozialer Sicherheit, die sie durch die Vorschläge der Labour-Partei verwrklicht sahen.

Folgen

Premier Chamberlain bat den König bereits am Wahlabend um seine Entlassung, die ihm am 17. März gewährt wurde. Am 23. März, einen Tag nachdem Deutschland das litauische Memelland annektiert hatte, wurde Clement Attlee zum neuen Premierminister ernannt. Er führte ein Kabinett, dem auch Konservative angehörten, wie der ehemalige Marineminister Winston Churchill, der bereits vor der Wahl verschiedentlich durch Angriffe auf die eigene Regierung aufgefallen war und nun zum Außenminister ernannt wurde. Seine erste Aufgabe war es, mit der Sowjetunion Verhandlungen über ein antideutsches Bündnis aufzunehmen. Bei seinem Amtskollegen Maxim Litwinow traf er damit auf offene Ohren.

Am 24. August konnte der Vertrag in Moskau unterzeichnet werden.Dies war vor allem Churchill zu verdanken, dem es gelang, die polnische Regierung zur Annahme der sowjetischen Forderungen zu bewegen.

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