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Der Weg des heiligen Deutschritterordens

Grund der Abweichung: Mordanschlag auf Königin Hedwig
Zeitpunkt der Abweichung: 1386
Kurzinformation über Zeitlinie:

Durch einen Mordanschlag auf die polnische Königin Hedwig wird 1386 der Ehebund zwischen Polen und Litauen verhindert. Dieses Ereignis führt zu einem Krieg Polens mit Litauen, wodurch der Deutschritterstaat im 15. Jahrhundert seine Macht erhalten kann und zu einer Großmacht am Baltikum wird. Der Deutschritterorden bleibt auch in der Renaissance ein Machtfaktor im Baltikum. Die Geschichte Deutschlands und Europas nimmt einen anderen, aber ähnlichen Lauf. 1861 entsteht das Heilige Deutsche Reich, dieses Deutschland erstreckt sich bis ins Baltikum. Mit der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg endet die lange Ära der Deutschritter.


Geschichte der Deutschritter

1190 - 1490 Gründung und Aufstieg des Ordo Teutonicus

Der Deutschritterorden wird um das Jahr 1190 im Heiligen Land gegründet. Der Aufstieg des Ordens beginnt im 13. Jahrhundert. Mit dem Ende der Kreuzritterherrschaft im Heiligen Land und dem Fall von Akkon 1291 verlassen die Deutschritter die Region. Der Ritterorden verwaltet seit 1230 sein eigenes Staatsgebiet im Baltikum und Preußen, den Deutschordensstaat. Der Deutschordensstaat ist klösterlich organisiert. Seine Ritter sehen in der Bekehrung des Ostens ihre heilige Aufgabe.

Burgenim Baltikum

Burgen der Deutschritter

Durch christliche Siedler aus Deutschland soll der heidnische Osten zivilisiert und bekehrt werden. Im späten Mittelalter entstehen viele neue Ordensburgen, die als Zentren von Kultur und Religion gelten. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts ist die Christianisierung des Baltikums weitgehend abgeschlossen. Ab 1325 wird das Königreich Polen zunehmend eine Bedrohung für den aufstrebenden Kreuzritterstaat. Durch Hochmeister Winrich von Kniprode erlebt der Deutschritterstaat von 1351 bis 1382 seinen Höhepunkt. In Polen und Litauen schmiedet man inzwischen Pläne für einen Ehebund zwischen Litauens Großfürsten Jagiełło und der polnischen Königin Hedwig. Die Hochzeit wird 1386 durch einen Mordanschlag auf Hedwig verhindert, wodurch sich Polen und Litauen nicht zusammentun. Dieses Ereignis führt zum Polnisch-litauischen Krieg. Der Deutschordensstaat geht als lachender Dritter hervor. Der Orden kann seine internen Probleme wie Aufstände und Unzufriedenheit beseitigen und geht gestärkt in das nächste Jahrhundert. Der Ritterorden bleibt bei der Schlacht um Tannenberg 1410 siegreich und schlägt ein polnisches Heer. Der durch Hochmeister Ulrich von Jungingen errungene Sieg sichert die Überlegenheit des Ordens gegenüber Polen und Litauen. Im 15. Jahrhundert können die Deutschritter die Uneinigkeit unter den baltischen Reichen gut nutzen, um ihren eigenen Staat zu stärken und festigen. Neben seiner Ausdehnung in das Baltikum betreibt der Orden nun verstärkt Beziehungen mit dem Heiligen Römischen Reich. Um 1490 ist der Deutschordensstaat für das Reich ein starker Alliierter, außerdem beginnen preußische Seefahrer, der deutschen Hanse Konkurrenz zu machen.

1490 - 1600 Renaissance

Die aufkeimende Renaissance geht an Deutschland weitgehend spurlos vorüber, anders im Deutschordensstaat. Mit dem Ausbau Königsbergs zur Universitätsstadt 1495 wollen sich die Deutschritter auch auf akademischer Ebene verbessern. Im 16. Jahrhundert blühen Preußen und die baltischen Gebiete der Deutschritter auf. Florierender Handel an der Nordsee und das Entstehen eines bescheidenen Bürgertums unter dem Schutz selbstverwaltender Städte führt zu Verbesserung neuer Handelszentren an der Nordseeküste. Die Lehren Martin Luthers werden im Ordensgebiet nicht verurteilt. 1526 konvertiert der amtierende  Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach zum Protestantismus.

Die Konvertierung erlaubt es Ordensmitgliedern, zu heiraten. Mit diesem Schritt sagt sich der Deutschritterstaat von Rom los. Die Reaktion des Vatikans bleibt angesichts des reformatorischen Chaos im Heiligen Römischen Reich verhohlen. Die starke Staatsmacht des Ritterordens kann Unruhen der Katholiken unterdrücken. Unter protestantischer Glaubensherrschaft wächst auch der Humanismus, 1534 wird eine rudimentäre Schulpflicht eingeführt. Der Ritterstand verliert hier nicht an Bedeutung, schwere Rüstungen werden nun durch leichtere ersetzt. Ordensritter üben sich mit den neuen Radschlossmusketen als Kavalleristen. Schon bei der Verteidigung Wiens gegen die Türken 1529 schickt der Ritterorden ein gut ausgerüstetes Ordensheer bestehend aus Ritter-Kavallerie und Arkebusieren. Mit der Teilnahme der protestantischen Ordensritter am Ersten Türkenkrieg zeigt der Deutschordensstaat seine Präsenz auch auf dem Balkan. Der Hochmeister schmiedet eine Freundschaft mit dem protestantischen Königreich England. Gemeinsam mit England will der Hochmeister den Orden als Schutzmacht des Protestantismus aufbauen. Der Deutschritterorden soll international werden, scheitert aber an der mangelnden Kooperation Heinrichs VIII. Das Heilige Römische Reich (HRR) erreicht unter Karl V. seine größte Macht. Spanien wird zu Englands Erzfeind, in der Regierungszeit Königin Elisabeths wird die Millitärallianz wahr. Die Invasion Englands 1588 durch Spanien kann durch eine britisch-teutonische Armada abgewehrt werden. Durch den Sieg zu See machen sich die Deutschritter auch als Seefahrer einen Namen. Zu Ehren des Sieges erlaubt die britische Königin im selben Jahr ein Ordenshaus in London. Die Allianz London-Königsberg wird von der katholischen Welt immer mehr als Bedrohung gesehen, ein Wettrüsten beginnt. Sowohl im Westen wie auch im Osten kündigen sich Bedrohungen für die Deutschritter an. Das aufstrebende Großfürstentum Moskau wird ab den 1560er Jahren eine ernste Gefahr für den Deutschordensstaat. Um 1600 besitzt der Deutschritterorden eine kleine Kriegsflotte und ist enger Alliierter Englands.

1600 – 1700 Die Glaubenskriege 

Der Deutschritterorden unter der Leitung Hochmeister Wilfried von Anselms kann weitere Ordenshäuser im Heiligen Römischen Reich aufbauen. Bis zum Prager Fenstersturz 1618 verfügt der Ritterorden über mehrere Tausend Mann in deutschen Ordenshäusern. Der Orden besitzt bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg gut ausgebaute Lazarette. Im langen Krieg zwischen Protestantismus und Katholizismus erweisen sich diese medizinischen Ressourcen als sehr hilfreich.

Von 1620 an rekrutiert der Deutschritterorden in ganz Deutschland neue Mitglieder für den Kampf gegen die Katholische Liga. 1630 landen die Schweden auf der Insel Usedom, um in Deutschland einzufallen. Ein Söldnerheer, bestehend aus Schweden und Deutschrittern, macht 1631 Magdeburg dem Erdboden gleich. Der Deutschritterorden erlangt durch sein großes militärisches Können hohes Prestige. 1634 stellt das Ordensheer rund ein Viertel der Mannstärke in der Protestantischen Union. Der protestantische Adel und der schwedische König Gustav Adolf erkennen im Orden eine Gefahr für die eigenen Interessen und versuchen, sich zu emanzipieren. Die Schweden wollen sich ihren Anteil sichern und ziehen plündernd durch das Heilige Römische Reich. Die Versuche des deutschen Ordens, die schwedischen Alliierten dazu zu bewegen, die Landbevölkerung zu verschonen, misslingen. Erst der Tod Gustav Adolfs nach dem Gemetzel in Sachsen 1635 beendet das Morden der Schweden. Raubende und brandschatzende Heerscharen beider Glaubensrichtungen verheeren das Reich noch über viele Jahre. 1648 endet der Krieg, auf dem Friedenskongress von Archen wird ein Glaubensfrieden ausgerufen. Der Deutschritterorden darf im gesamten Heiligen Römischen Reich neue Ordensburgen aufbauen. Die Versuche des katholischen Kaisers Ferdinand III. in Wien, dies zu verhindern, bleiben erfolglos, er dankt ab. Der Friede von Archen garantiert den Religionsfrieden, schwächt aber das Kaiseramt im Heiligen Römischen Reich. In der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts sind die deutschen Kleinstaaten total zerstritten, innerhalb des Reichs kommt es zu Unruhen. Das Ordensgbiet Brandenburg ist durch Kriegswirren angeschlagen und hat mit den Folgen zu kämpfen. Der Deutschordensstaat selbst tritt unter der Bezeichnung Ordensfürstentum Deutsch-Preußen in Erscheinung.

DPreußen1700

Königreich Deutsch-Preußen um 1700

Das Ordensfürstentum Deutsch-Preußen erhält 1650 dieselben Rechte wie ein Kurfürstentum des Reiches. Das Adelsgeschlecht der Hohenzollern hat seit 1637 die Leitung des deutschen Ordens inne. Hochmeister Friedrich Wilhelm von Brandenburg legt den Grundstein für das künftige Königreich Deutsch-Preußen. Friedrich Wilhelm baut Deutsch-Preußen bis zu seinem Lebensende 1688 mit fester Hand zu einer Großmacht aus. Militärisch muss sich der Deutschordensstaat mit Schweden und Österreich messen. Die starke Rivalität zwischen den Häusern Hohenzollern und Habsburg um die Kaiserwürde entlädt sich in Geplänkeln. Zum vorübergehenden Ausgleich mit Österreich kommt es erst 1683, nachdem sich die Deutschritter um die Verteidigung Wiens verdient machen. Der Ansturm der Türken auf das Gebiet des Heiligen Römischen Reiches wird zu Bewährungsprobe für die kampferprobte Armee des Ritterordens als Speerspitze des Reichs. 1697 entsteht das Ordenskönigreich Deutsch-Preußen. Die Gründung des Ordenskönigreichs erfolgt nach langwierigen Reformen Friedrichs von Brandenburgs. Hochmeister Friedrich will durch diesen Schritt seinen Stand unter den Kurfürsten festigen und auf europäischer Ebene mit ausländischen Monarchen gleichziehen. Gleichzeitig mit der Königswürde führt Friedrich I. den Titel Hochmeister der Deutschritter. Trotz seiner Würde als König bleibt Friedrich den Ordensregeln treu und ist weiterhin Erster unter Gleichen. Der König strebt bis zu seinem Tod 1715 die Expansion des Deutschritterordens im Ausland an. Der Deutschritterorden wird in ganz Deutschland zu Institution, das katholische Österreich verschließt sich.

1700 - 1780 Machtkämpfe und Kabinettskriege

DeutschrFüsil1750

Füsilier des 11. Ritterregiments Brandenburg 1750

Der deutsche Ritterorden ist bis 1715 in mehrere militärische Konflikte involviert. Friedrich I. verleiht die Soldaten der Deutschritter wie Söldner, so nehmen deutsch-preußische Truppen am Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) teil. Der Ritterorden gerät in den Ruf, sein militärisches Potential nur noch für Geld einzusetzen. König Friedrich II. setzt dem ein Ende. Er baut den Deutschritterorden weiter aus und spart andernorts ein. Bis 1740 hat sich der Ruf des Ritterordens geändert. Aus Frankreich kommt Spott, dort wird Folgendes über Deutsch-Preußen behauptet:

„Deutsch-Preußen ist kein Land, es ist eine Ritterburg mit Ordensrittern auf Wachposten, die einen Krieg erwarten, der nicht kommen will!“


Zitat 1740

König Friedrich II. besitzt zwar ein gewaltiges Ordensheer, führt aber in seiner Amtszeit nur einen einzigen Krieg gegen Schweden. Mit Friedrich III. beginnt für Deutsch-Preußen die Reformzeit, die Folter wird abgeschafft, außerdem wird ein religiöses Toleranzedikt erlassen. Friedrich III. ist wesentlich kriegerischer als sein Vater. Nach dem Tod Kaiser Karls VI. lässt er Truppen in Schlesien aufmarschieren. Er bekämpft die Österreicherin Maria Theresia. Im Achtjährigen Krieg (1756-1764) unterstützt er die Engländer gegen Frankreich und Österreich. Die Beteiligung deutsch-preußischer Truppen an diversen Kabinettskriegen dünnt die Staatskasse des Ordenskönigreichs zusehends aus. Friedrichs Kriegspolitik gegen Österreich und Frankreich führt im Orden zu Diskussionen. Friedrich lädt 1759 zum Ritterkonvent von Thorn, auf dem Konvent stellt sich der König einer Meute hoher Ordensritter und Adliger. Die Ritterschaft des Ordensstaates droht, ihrem Hochmeister die Treue zu entziehen. Dieses Misstrauensvotum trifft den König hart, er geht aber auf Forderungen seiner Mitbrüder ein, Frieden mit seinen Feinden im Ausland zu schließen. Der Friede mit Maria Theresia ist hart erkauft: Deutsch-Preußen muss Schlesien abtreten. Das Königtum von Deutsch-Preußen wird ebenfalls beschnitten, die dynastische Nachfolge fällt weg.

Friedrichs königliche Nachfolger werden künftig gewählt. Von diesem Zeitpunkt an muss sich der König bei seinen Entscheidungen immer die Erlaubnis des Generalrates holen. Der Generalrat des Deutschritterordens wird in der Spätzeit von Friedrichs Herrschaft die eigentliche Entscheidungsinstanz im Staate. In den 1770er Jahren ist das Staatsbudget wieder ausgeglichen. Der Deutschritterorden beschließt in der Periode des Amerikanischen Unabhängigkeitskriegs, die USA zu unterstützen. Deutsch-Preußen wird zu einem Hort von Humanismus und Aufklärung. König Friedrich III. greift im Alter humanistische Interessen seiner Jugend wieder auf. 1779 entsteht eine preußische Verfassung, bei dessen Gestaltung der König maßgeblich beteiligt ist. Als der König 1785 schließlich stirbt, ist er sowohl mit dem Volk wie auch dem deutschen Orden versöhnt. Friedrichs späte Herrschaftszeit wird auch als das goldene Zeitalter Deutsch-Preußens bezeichnet.

1780 - 1820 Die Französischen Revolutionskriege

In den 1780er Jahren spitzen sich die Korruption und Finanznot der französischen Krone extrem zu. Frankreich steht 1781 vor dem Staatsbankrott, das durch den Adel reformatorisch gelähmte Land steuert auf ein totales Chaos zu. Die Aufklärung findet in Frankreich einen guten Nährboden. 1788 kommt es zur Französischen Revolution. Die Revolution fegt Leibeigenschaft und Privilegien des Adels hinweg und führt zur Bildung einer französischen Revolutionsregierung. In Europa entsteht schnell eine Allianz gegen Frankreich. Deutsch-Preußen beteiligt sich nicht an den Feindseligkeiten gegen Frankreich und wartet ab.

FrankreichJakobinerRep1793

Flagge Jakobiner Republik Frankreich

Unter strengster Geheimhaltung stellt Österreich Truppen für den Einmarsch in Frankreich bereit. Die Österreicher proklamieren 1792, dass sie die Befreiung der Königlichen Familie vorhaben und drohen Paris mit der Zerstörung. Das revolutionäre Frankreich stellt in aller Eile ein Heer zusammen und bekämpft die österreichischen Eindringlinge. Im September kann das Revolutionsheer die Bedrohung aus dem Ausland abwehren. Im Januar 1793 wird Ludwig XVI. auf der Guillotine hingerichtet. Die Hinrichtung des Königs führt zu einer Welle der Empörung unter den Monarchen Europas. Nun rüstet auch England zum Krieg gegen Frankreich. In Deutsch-Preußen, wo man denn eigenen König bereits 1759 weitgehend entmachtet hat, wird der Tod des französischen Monarchen zwar bedauert, aber nicht scharf verurteilt. Der Deutschritterorden ist Ende des 18. Jahrhunderts darauf bedacht, sich keine neuen Feinde zu machen und bleibt offiziell neutral. König Albin von Preußen und der Generalrat der Deutschritter  beschließen im Geheimen, Kontakt mit den französischen Machthabern aufzunehmen. Als es aber in Frankreich zu Terror und Übergriffen auf protestantische Hugenotten kommt, schwenkt Deutsch-Preußen um und lässt französische Diplomaten ausweisen. Die Ausrufung der Republik durch Maximilian Robespierre im Dezember 1793 bildet den Anfang einer langen Kette von Kriegen, die als Französische Revolutionskriege in die Geschichte eingehen.

Robespierres jakobinische Terrorrepublik, wie sie im Ausland genannt wird, verteidigt sich bis 1799 so gut wie gegen jede Großmacht Europas und führt ab 1797 einen revolutionären Befreiungskrieg gegen die deutschen Länder. Robespierres talentierter Brigadegeneral Napoleon Bonaparte erhält die Aufgabe, gegen Italien ins Feld zu ziehen. Der Deutschritterorden sieht sich gezwungen, den Westen des Heiligen Römischen Reiches humanitär zu versorgen. Ordensmitglieder, welche in deutschen Fürstentümern Hospitäler betreiben, unterstützen die regionalen deutschen Streitkräfte. Der Deutschlandfeldzug Frankreichs verläuft überraschend gut, Grenzgebiete fallen schnell unter Jakobinerherrschaft. Einige deutsche Länder scheren aus dem Reich aus, die besetzte Pfalz erklärt sich zur Republik. Bis 1799 kann sich Frankreich einiger deutscher Partnerrepubliken rühmen. Die Franzosen installieren überall, wo sie hinkommen, Republiken, diese Republiken werden jedoch immer diktatorisch geführt. Napoleon wird 1800 in Norditalien tödlich verletzt und stirbt. Im selben Jahr treffen die Oberhäupter der deutschen Revolutionsrepubliken zusammen und gründen den Deutschen Republikenbund. Der Bund tritt geschlossen aus dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nationen aus. Der bis dahin unentschlossene Generalrat der Deutschritter erkennt jetzt die Gefahr für das Reich und erklärt Frankreich den Krieg. Zusammen mit England und Österreich bildet Deutsch-Preußen die Dreierkoalition von 1801. Albin von Preußen erkrankt im März, er tritt als Hochmeister zurück, bleibt aber weiter König. Friedrich Ottfried von Riga wird zum neuen Hochmeister gewählt. Friedrich Ottfried wird ein starker Charakter und großartiges Geschick als Kavallerist nachgesagt, er besucht mehrfach die Front und führt den Deutschritterorden aktiv auf dem Feld.

Berlin1803Preußen

Franzosen vor dem Preußentor, Berlin 1803

Als König Albin 1802 stirbt, wird Friedrich Ottfried in Thorn zum König Deutsch-Preußens gekrönt. Deutschland ist hart umkämpft, die Franzosen dringen innerhalb eines Jahres bis nach Sachsen und Brandenburg vor. Im September 1803 erleidet Deutsch-Preußen bei der Schlacht um Potsdam eine schwere Niederlage. Die Franzosen marschieren in Berlin ein, Friedrich Ottfried von Preußen zieht sich in den Osten seines Reiches zurück. Fast vier Monate vergehen, ehe es einem Deutschritterheer unter Ordensmarschall Blücher gelingt, Berlin zurückzuerobern. Zwischen 1810 und 1816 befindet sich der Deutschritterorden im Befreiungskrieg gegen Frankreich und seine Verbündeten. Das Heilige Römische Reich geht zu Ende, 1805 wird es von Kaiser Franz II. aufgelöst. Franz I. wird Österreichs Kaiser. Ab 1816 ist der Krieg für Frankreich so gut wie verloren, die Engländer landen in der Normandie. Auch in Deutschland werden die Franzosen vertrieben. Mit der Ermordung Maximilian Robespierres durch seine eigene Leibwache 1817 enden die Französischen Revolutionskriege. Großbritannien, Deutsch-Preußen, Österreich und Russland besetzen Paris ganze drei Jahre. 1820 wird die Neuordnung Europas beschlossen, mehrere Konferenzen in London, Berlin und Wien werden abgehalten. Die Monarchen Europas beschließen, die vorrevolutionäre Ordnung in Europa wieder einzuführen.

1820 - 1860 Die Restauration und Deutscher Bruderkrieg

In den 1820er Jahren restaurieren die deutschen Fürsten ihre Macht. Dabei gehen sie sowohl gegen die Bevölkerungen wie auch andere Fürsten rücksichtslos vor. 1821 wird die Deutsche Union ins Leben gerufen; ein Völkerbund, dem sich die ehemaligen Mitglieder des Heiligen Römischen Reichs anschließen. Die dominierenden Mächte der Deutschen Union bleiben weiterhin Österreich und Deutsch-Preußen. Die Zeiten der Dreier-Koalition von 1801 sind endgültig vorbei, politische Geplänkel der beiden Großmächte sind an der Tagesordnung. Deutsch-Preußen hat durch die Französischen Revolutionskriege schwere Verluste hinnehmen müssen und sieht sich mit dem aufstrebenden König Stanislaus IV. aus dem Nachbarkönigreich Polen konfrontiert. Im Ersten preußisch-polnischen Krieg (1826-1830) kann Deutsch-Preußen die Polen in ihre Schranken weisen und macht Gebietsgewinne. Die Deutsche Union besitzt einen Reichstag mit Bundespräsident. Der Reichstag wird ab 1830 von den Abgeordneten Deutsch-Preußens, Österreichs, Sachsens und Bayerns dominiert. Gegen Ende der Regierungszeit König Friedrich Ottfrieds keimen revolutionäre Gedanken in Deutsch-Preußen auf.

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Verbotene Volkszeitung von Preußen, 26. August 1849

Im gesamten deutschen Raum sprießen Zeitungen und republikanische Gruppierungen aus dem Boden. Die bedeutendste preußische Untergrundzeitung, die Volkszeitung, spricht ab 1845 kritische Themen im Deutschritterorden an. Wie überall in Deutschland sind private Zeitungen verboten, der Staat besitzt das Anzeigenmonopol. Der neue König und Hochmeister Heinrich I. gehört einer strenggläubigen Fraktion des Ordens an, er hat den regierenden Generalrat fest im Griff. Heinrich schwebt eine Gottesherrschaft der Deutschritter vor, die er durch drakonische Maßnahmen durchsetzen will. Um 1840 ist der Monarch und sein Deutschorden im Volk als klerikaler Unterdrücker verschrien, er selbst nennt sich der Heilige. Der König will seinem Vorgänger in nichts nachstehen und führt einen Grenzkrieg mit Litauen (1846). Auch gegen den alten Feind Polen zieht Heinrich im Zweiten Preußisch-polnischen Krieg (1847-1850) zu Felde. Im Krieg gegen Polen werden polnische Katholiken von Deutschrittern verfolgt und getötet. Der Krieg gehört zu den dunkelsten Kapiteln in der neueren Geschichte des Ordens. In der Heimat spitzt sich die Situation unter den kriegsmüden Kritikern zu, die Volkszeitung ruft zum Offenen Widerstand gegen die Deutschordensritter auf. 1848/49 treten in weiten Teilen der Deutschen Union revolutionäre Unruhen auf. In Deutsch-Preußen kommt es im August 1849 zu Aufständen. Republikaner, Frühsozialisten und Neo Jakobiner steigen auf die Barrikaden, werden aber durch interne Streitigkeiten schnell aufgerieben. Sozialtheoretiker wie Karl Marx werden aus ihren Heimatländern verbannt. Ab 1850 gehen die Interessen der Mitgliedsstaaten der Deutschen Union weit auseinander. Streitigkeiten um eine Verfassung und erneute Kämpfe sorgen für Aufruhr. In Deutschlands Revolutionsbewegung setzen sich die Demokraten durch, sie fordern die Republik. Die geschwächten Nationen der Union sehen in Deutsch-Preußen ihren Anführer und bitten den Deutschritterorden um Hilfe bei der Niederschlagung von Revolten. Auch Österreich lässt Soldaten einrücken und verbündet sich mit Bayern.

1851 bricht der Bruderkrieg aus, Mainz und Weimar werden von Republikanern besetzt. Neo-Jakobiner machen die Grenzregionen zu Frankreich unsicher. Österreich erklärt sofort, dass es die Befriedung der Deutschen Union übernehmen werde und rückt von Bayern aus in die Unruhegebiete vor. Jetzt zeigen sich die alten Feindseligkeiten der beiden Großmächte erneut. Heinrich I. will den Österreichern zuvorkommen und lässt ebenfalls aufmarschieren. Kaiser Franz Joseph und König Heinrich von Preußen wetteifern um die deutsche Vorherrschaft. Den Preußen gelingt es, die österreichische Streitmacht am weiteren Eindringen in deutsche Lande abzuhalten, woraufhin es zum Krieg kommt. Zwischen 1851 und 1853 wird die Deutsche Union von Bürgerkrieg und Schlachten der deutschen Großmächte gebeutelt. Deutsch-Preußen geht als Sieger hervor und wird unangefochtene Führungsmacht der Deutschen Union. Österreich hingegen tritt aus dem deutschen Völkerbund aus. Nach dem Bürgerkrieg erholt sich die Deutsche Union, muss sich aber gegen das benachbarte Frankreich absichern, wo 1855 die Neo-Jakobiner putschen. Bis 1860 gibt es in der preußisch dominierten Union noch gelegentliches Aufflammen revolutionärer Aktivitäten.

1860 - 1900 Das Heilige Deutsche Kaiserreich

Seit den späten 1850er Jahren wird in der Deutschen Union über die Gründung eines gesamtdeutschen Nationalstaates diskutiert. Deutschordensritter Otto von Bismarck als Bundespräsident der Deutschen Union unterstützt diese Forderung. Er bringt Deutschritter und deutsche Landesfürsten an einen Tisch. Als konservativer Preuße schlägt er 1860 König Heinrich I. als Kaiser vor. Das neue Reich soll Nachfolger des Heiligen Römischen Reiches werden, ohne Österreich. Diese kleindeutsche oder „Deutsch-Preußen“-Lösung ist nur aufgrund des preußischen Sieges über Österreich 1853 möglich.

FlaggHDR1861

Kriegsflagge Heiliges Deutsches Reich (HDR)

Die Deutsche Union wird am 1. Januar 1861 aufgelöst. Die traditionell religiös motivierten Deutschritter stellen von Anfang an klar, dass dieses neue Reich ebenfalls die Vorsilbe „Heilig“ tragen müsse. Am 2. Januar 1861 ist es soweit: Das Heilige Deutsche Reich (HDR) wird im Schloss Sanssouci, Potsdam, proklamiert. Die Farben Schwarz, Gold, Rot der Unionsflagge werden weiter geführt. Das Zweite Reich wird ähnlich wie das Erste Reich durch einen Wahlkaiser repräsentiert. Im Gegensatz zu Deutsch-Preußen besitzt das HDR einen regierenden Kanzler aus den Reihen des Deutschen Ordens. Bis zum Tod Heinrichs I. im September bleiben die Ämter Kaiser und Hochmeister der Deutschritter in Personalunion vereinigt. Ähnlich wie im HRR werden zu Kaiserwahlen Reichstage abgehalten, bei denen sich die Fürsten Deutschlands über ihren neuen Landesherren beraten. Die wahre Macht bleibt jedoch in Preußen. Die Reichsgründung führt in Wien zu Ärger, noch im Januar erklärt das Kaisertum Österreich den Deutschen den Krieg. Österreich ist seit 1859 mit Polen verbündet, so muss sich das HDR auch im Baltikum bewähren. In diesem Krieg werden die neuesten Technologien wie Eisenbahn und Telegraphie auf deutscher Seite eingesetzt. Im August muss sich die österreich-polnische Allianz geschlagen geben. Auf dem Friedenskongress zu Königsberg wird Frieden geschlossen, die Österreicher unterzeichnen einen einseitigen Nichtangriffspakt.

Ein Monat nach dem Friedensschluss stirbt Kaiser Heinrich I., es wird auf dem Reichstag zu Aachen die erste Kaiserwahl des Zweiten Reiches abgehalten. Im Deutschritterorden wird der Hochmeister und Kanzler gewählt. Die ersten Kaiserwahlen werden zu einer Schlammschlacht, intrigante Fürsten versuchen, sich durch Bestechung und Intrigen auf den Kaiserthron zu hieven. Mit Heinrich von Sachsen übernimmt ein Nichtpreuße den Kaisertitel. In der Ära Heinrich II. wächst Deutschland zu einer Industrienation heran, ab Mitte der 1870er Jahre verbessern sich die Beziehungen zu Kaiser Franz Joseph von Österreich. 1878 wird Otto von Bismarck Hochmeister und Kanzler des HDR, der "Stählerne Ritter" schmiedet enge Bande mit der Donaumonarchie. Nach dem Russisch-polnischen Krieg 1880 löst sich das besiegte Polen auf Druck Russlands aus seiner Allianz mit Österreich. Polen wird Pufferstaat zwischen Russland, Deutschland und Österreich. Auf der deutsch-deutschen Konferenz von Wien wird im Juli 1881 der Zweikaiserbund zwischen dem HDR und Österreich geschlossen. Der Verteidigungsbund richtet sich primär gegen das Kaiserreich Russland. Damit wird auch die alte Feindschaft der deutsch-deutschen Kaiserreiche zu Grabe getragen. In den 21 Jahren des Bismarckschen Zeitalters will sich das HDR zu Weltmacht aufschwingen. In den letzen Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts versucht sich das HDR mit mäßigem Erfolg als Kolonialmacht in Afrika und gerät dadurch in Interessenskonflikt mit Großbritannien.

HDR1900

Sowohl Militär, Deutschritterorden wie auch Flotte werden ausgebaut, dies führt in Großbritannien, Frankreich und Russland zu Argwohn. Diese drei Mächte werden zu den schärfsten Rivalen des Zweikaiserbunds, 1897 schließen sich Großbritannien und die Dritte Republik Frankreich zur Kleinen Entente zusammen. Deutschordensritter werden in Deutschafrika als Schutztruppen stationiert, so wird Deutschland doch noch Kolonialreich. Mit dieser Politik isoliert sich das HDR zusehends und klammert sich an seine Allianz mit Österreich. Der Deutschritterorden erlangt um 1890 seine größte militärische Stärke und sieht sich als einzig verbliebene Glaubensinstanz im Reich. In ganz Deutschland wird ein radikaler Protestantismus hochgehalten, außerdem verstärkt sich der Antisemitismus. Dieser "Religiöse Kulturkampf" gehört in den letzten Jahren Bismarcks zum festen Bestandteil der Ordenspolitik. Im baltischen Reichsteil gibt es immer wieder Verfolgungen ethnischer Minderheiten und Konflikte mit den benachbarten Russen und Letten.

1900 - 1920 Erster Weltkrieg, Untergang des Heiligen Deutschen Reichs, Niedergang des Deutschritterordens

Der Anbruch des 20. Jahrhunderts ist in Deutschland durch den Tod des altersschwachen Kaisers Heinrich II. überschattet. Sein Nachfolger wird der beliebte Hohenzollernprinz Heinrich. Heinrich III. ist ein Nachfahre Friedrichs III. und genießt im preußischen Volk hohen Respekt. Außenpolitisch führt das HDR einen harten Kurs gegen England und Frankreich. In den Kolonien kommt es zu Konfliktstoff, 1905 erweitern die Alliierten die Kleine Entente zur Großen Entente mit Russland und Polen. Das HDR und Österreich fühlen sich durch dieses Bündnis eingeengt und suchen nun ihrerseits neue Verbündete. Im Deutschritterorden werden Geheimpläne für einen möglichen Russland-Polen-Feldzug und eine nachfolgende deutsche Besiedlung erstellt, die jedoch nie in die Tat umgesetzt werden.

Der Zweikaiserbund geht 1910 eine Allianz mit dem neuen Zarentum Bulgarien ein, damit entsteht der Dreikaiserbund. Österreich verwickelt sich gemeinsam mit Bulgarien in den schwelenden Balkankonflikt, in dessen Verlauf Serbien annektiert wird. Im Oktober 1913 besucht Kaiser Franz Joseph das besetzte Belgrad, wo er von serbischen Separatisten erschossen wird. Russland, das sich als Schutzherr des Balkans sieht, droht mit Krieg, sollten sich Österreich und Bulgarien nicht aus dem besetzten Land zurückziehen. In Österreich, wo man über den Kaisermord erschüttert ist, hält man nun die Russen für die Drahtzieher des Anschlags und erklärt den Krieg. Der Nachfolger Kaiser Franz Josephs, Franz Ferdinand, ruft sofort die Deutschen zu Hilfe, wodurch der örtlich begrenzte Balkankrieg ausartet. Nun beruft auch Russland die Große Entente zusammen, damit beginnt am 13. Oktober 1913 der Erste Weltkrieg. Der Erste Weltkrieg (1913-1919) wird für viele Deutsche als verspätete Revanche-Möglichkeit gegen Frankreichs Revolutionskriege empfunden, freudigen Herzens ziehen sowohl Österreich wie auch das HDR in den Krieg. In der deutschen Propaganda werden die Französischen Revolutionskriege und die Schande von 1803 (Franzosen in Berlin) dazu benutzt, den deutschen Patriotismus hochzupeitschen. Auch auf Seiten der Großen Entente wird der Krieg begrüßt. Sowohl Entente wie auch Dreikaiserbund erweitern ihre Allianzen, so tritt 1914 das Königreich Italien der Entente bei, das Osmanische Reich kämpft ab 1915 neben Österreich. In diesem hochtechnisierten Krieg werden das Flugzeug, der Panzer und die Eisenbahn strategisch entscheidend. Der Sitzkrieg in Frankreich und endlose Winterfeldzüge in Polen und Russland verschleißen sowohl Menschen wie auch Kriegsmaterial. Die Wirtschaft des HDR wird voll und ganz auf den Weltkrieg eingeschworen. Ab 1916 werden von Großbritannien die ersten Panzer eingesetzt. Diese noch anfälligen Panzer entwickeln sich im Laufe des Weltkriegs schnell weiter. In Deutschland verfügt besonders der Deutschritterorden über große Panzerverbände, die aber erst ab 1917 voll einsatzbereit sind. Der Deutschritterorden wird im Weltkrieg mit den modernsten Waffen und Technologien ausgestattet. Das heilige Deutsche Kaiserreich veranstaltet Massenangelobungen neuer Novizen, andersgläubige Katholiken konvertieren scharenweise zum Protestantismus. Einer dieser freiwillig Konvertierten ist der Österreicher Adolf Hitler. Der Seekrieg um die britischen Inseln entwickelt sich schon 1913 schlecht für den Dreikaiserbund, daher werden ab 1914 Unterseeboote zu Wasser gelassen. Im deutschen Unterseekrieg werden auch neutrale Schiffe aus Amerika versenkt.

DasEnde1919

Zeitungsbericht über die deutsche Niederlage des HDR, Ursprung der Speerstoßlegende, 19.September 1919

Die Kriegswende an der Westfront Frankreich kommt 1918 mit dem Kriegseintritt der Vereinigten Staaten von Amerika. Frankreich ist zu diesem Zeitpunkt am Verlieren und bittet daher die USA um Mithilfe. Die frische Verstärkung aus Übersee bringt die Kriegsmaschinerie des Dreikaiserbunds durcheinander. Anfang 1919 startet die große alliierte Panzeroffensive gegen Deutschland. Das HDR befindet sich aber bereits seit einem Jahr in argen Schwierigkeiten, die Truppen mit Nachschub zu versorgen. Generalstreiks und der Matrosenaufstand vom 12. September 1919 führen das Reich in die Niederlage. Ähnlich ergeht es den Österreichern, in Russland rebellieren die Sozialisten und zwingen den Zaren, abzudanken. Am 19. September 1919 kapituliert der Dreikaiserbund vor den heranrückenden alliierten Streitkräften, der Kaiser tritt zurück. Mit dem Friedensvertrag von Paris 1920 wird in Frankreich das Ende des HDR und des Deutschen Ordens beschlossen. Der Orden wird aufgelöst. Das ehemalige Weltreich und sein engster Verbündeter, das Kaisertum Österreich, werden mit hohen Reparationsforderungen belastet. Deutschland verliert seine baltischen Provinzen an Polen und Litauen, Österreich wird bis auf einen winzigen Rumpfstaat aufgeteilt. Am 1. Februar wird in Berlin die Republik Deutschland ausgerufen. Diese Konstellation von Kriegsbelastungen und die Demütigung der Niederlage führen zur Bildung radikal sozialistischer Parteien und rechtsgerichteter Kampfbünde in der Republik. Ehemalige Ordensritter versuchen, die Traditionen der Deutschritter aufrecht zu erhalten und veranstalten Zusammenkünfte in ganz Deutschland. Die Kapitulation wird in diesen radikalen Kreisen als Verrat an Deutschland verstanden. Schon früh entstehen Verschwörungstheorien wie die so genannte Speerstoßlegende, laut der sich das jüdische Kapital gegen das Reich und die Deutschritter verschworen habe. Die faschistische Partei Italiens wird Vorbild der deutschen Nationalfaschisten. Die National Faschistische Partei Deutschlands (NFPD) wird später treibende Kraft des deutschen Nationalismus und Fundament von Adolf Hitlers Heiligem Dritten Deutschen Reich. (HDDR) Somit werden die Weichen für Zweiten Weltkrieg (1940-1946) und Holocaust gesetzt.

Der Deutschritterorden und seine Bedeutung nach 1920 

In den Jahren der Berliner Republik (1920-1932) werden nach und nach alle Symbole des HDR demontiert. Es entstehen mehrere Deutschritterorden, die sich gegenseitig als bilige Fälschungen bezichtigen. Die verbotenen Deutschritterorganisationen werden voll und ganz durch antisemitische Nationalisten übernommen. Die radikalen Nationalfaschisten vereinnahmen die Ordensgeschichte für ihre eigenen Zwecke und machen aus den Deutschrittern waschechte Arier. In den 1930er Jahren ist die Bezeichnung Deutschritter eng an den österreichischen Demagogen Adolf Hitler gebunden. Hitler, der im Weltkrieg Obergefreiter des Ordens war, bildet sich ein, den Ruhm des Ordens wiederbeleben zu müssen.

Hitler1940Deutschritter

Adolf Hitler, 7. Reichsheiltag des Deutschritterordens, 1. März 1940

Schon in seinem 1924 erschienenen Buch "Mein Widerstand" glorifiziert er den Ritterorden. Nach der Machtergreifung der NFDP im Dezember 1932 wird tatsächlich ein neuer Deutschritterorden gegründet. Dieser nationalfaschistische Deutschritterorden hat nichts mehr mit dem ursprünglichen Orden gemein, er dient der Partei als Henkerstruppe. Hitlers Ritter sind keine Christen, sondern verehren die alten nordischen Götter. Die Speerstoßlegende, wonach die deutsche Armee und der Ritterorden durch die Juden im Weltkrieg verraten wurde, wird fester Bestandteil ihrer Glaubenssätze. Auf protzig ausgerichteten Reichsheiltagen der Deutschritter wird der Orden jährlich am 1. März gefeiert. Hochmeister des Ordens ist Adolf Hitler höchstselbst. Das Heilige Dritte Reich will auch die Ostkolonisation des Baltikums und Polens vervollständigen und die Reichsgrenzen von vor 1919 wiederherstellen. Der deutsche Einmarsch im Königreich Polen 1940 löst den Zweiten Weltkrieg aus. Während Hitlers Ostkreuzzug sind die nationalfaschistischen Deutschritter für die Ermordung von Millionen Polen, Juden und Zivilisten verantwortlich. Mit der bedingungslosen Kapitulation des Heiligen Dritten Reichs 1946 endet auch dieses Kapitel. Im demokratischen Nachkriegsdeutschland ist das Thema Deutschritter ein Tabu. In Schulen wird die Geschichte des Ordens kaum gelehrt, zu tief sitzt die Erinnerung an Nationalfaschismus und Weltkrieg. 1947 bis 1948 werden in der deutschen Stadt Magdeburg Kriegsverbrecher-Prozesse veranstaltet. Bei diesen Prozessen finden sich Dutzende hohe Ordensmitglieder auf der Anklagebank. Einigen wenigen ehemaligen Deutschrittern gelingt in den 1940er Jahren die Flucht ins Ausland. Diese Kriegsverbrecher werden von den Behörden gesucht. Der israelische Geheimdienst ist bei der Suche solcher Flüchtigen besonders erfolgreich und hartnäckig. Erst in den 1970er Jahren findet die Geschichte der Deutschritter wieder ihren Einzug in deutsche Lehrpläne. Der Orden und sein frühes Schaffen wird weit differenzierter betrachtet als noch kurz nach dem Krieg. Trotz des Gesinnungswandels hat das Thema Deutschritter auch im 21. Jahrhundert einen nationalfaschistischen Nachgeschmack.

Der Deutschritterorden im Wandel der Zeit

Im Laufe seiner Jahrhunderte andauernden Geschichte hat sich der Deutschritterorden mehrmals gewandelt. Die größte Veränderung ist die Konvertierung des Ordens von der katholischen Religion zum Protestantismus 1526. Albrecht von Brandenburg-Ansbach und der Generalrat lassen sich von Martin Luther dazu überzeugen, sich von Rom loszusagen. Mit dem Protestantismus ändert sich vieles, Ordensritter heiraten und gründen Familien. Im frühen 17. Jahrhundert sind Ordensritter meist in schwarze Gewänder gekleidet, welche protestantischer Pastorenkleidung ähnelt. Musketiere des Ordens tragen weiße Mäntel mit dem deutschen Kreuz. Mit der Gründung des Königreichs Deutsch-Preußens nimmt der Deutschritter die Rolle eines regulären Soldaten ein. Der Orden wird zunehmend militanter und religiös fanatisch. Ab der Regierungszeit Friedrich III. sind Ordensmitglieder meist in preußischer Uniform anzutreffen. Die Uniformen der Ritterregimenter sind, so wie es in der Zeit der Kabinettskriege üblich ist, knallbunt. Die Farben; Schwarz, Weiß, Gold sind bei diesen Ordensuniformen vorherrschend, außerdem wird ein kurzes Kappe mit einem aufgenähten Kreuz getragen. Das zackige preußische Auftreten wird zum Klischee des Deutschritters. Auch die politische Einstellung verändert sich stark, humanistische, ja sogar befreierische Ansichten verschwinden um 1820 und machen religiösem Fanatismus Platz. Bis zum Ende des HDR 1919 wird diese Einstellung beibehalten. Der nationalfaschistische Deutschritterorden führt von 1932 bis 1946 die Linie fort. Obwohl dieser Orden nur ein Werkzeug der Nationalfaschisten ist, wird er als legitime Weiterführung des historischen Ritterordens angesehen. Seht Euch auch die Doku über die wahren Deutschritter an.

Liste der Hochmeister des Deutschritterordens

1190-1526 Römisch-Katholischer Deutschritterorden:

  • Meister Sibrand (1190-1198)
  • Gerhard (1192)  
  • Heinrich (1193-1194)
  • Ulrich (1190-1198)
  • Heinrich (1190-1198)
  • 1. Heinrich Walpot von Bassenheim (1198-1200)
  • 2. Otto von Kerpen (1200-1208)
  • 3. Heinrich von Tunna (1208-1209)
  • 4. Hermann von Salza (1209-1239)
  • 5. Konrad von Thüringen (1239-1240)
  • 6. Gerhard von Malberg (1240-1244)
  • 7. Heinrich von Hohenlohe (1244-1249)
  • 8. Gunther von Wüllersleben (1249-1252)
  • 9. Poppo von Osterna (1252-1256)
  • 10. Anno von Sangerhausen (1256-1273)
  • 11. Hartmann von Heldrungen (1273-1282)
  • 12. Burchard von Schwanden (1283-1290)
  • 13. Konrad von Feuchtwangen (1291-1296)
  • 14. Gottfried von Hohenlohe (1297-1303)
  • 15. Siegfried von Feuchtwangen (1303-1311)
  • 16. Karl von Trier (1311-1324)
  • 17. Werner von Orseln (1324-1330)
  • 18. Luther von Braunschweig (1331-1335)
  • 19. Dietrich von Altenburg (1335-1341)
  • 20. Ludolf König von Wattzau (1342-1345)
  • 21. Heinrich Dusemer (1345-1351)
  • 22. Winrich von Kniprode (1351-1382)
  • 23. Konrad Zöllner von Rotenstein (1382-1390)
  • 24. Konrad von Wallenrode (1391-1393)
  • 25. Konrad von Jungingen (1393-1407)
  • 26. Ulrich von Jungingen (1407-1410)
  • 27. Heinrich von Plauen (1410-1413)
  • 28. Michael Küchmeister (1414-1422)
  • 29. Paul von Rusdorf (1422-1441)
  • 30. Konrad von Erlichshausen (1441-1449)
  • 31. Ludwig von Erlichshausen (1450-1467)
  • 32. Heinrich Reuß von Plauen (1467-1470)
  • 33. Heinrich Reffle von Richtenberg (1470-1477)
  • 34. Martin Truchsess von Wetzhausen (1477-1489)
  • 35. Johann von Tiefen (1489-1497)
  • 36. Friedrich von Sachsen (1498-1510)
  • 37. Albrecht von Brandenburg-Ansbach (1511-1526)

1526-1919 Protestantischer Deutschritterorden:

  • 37. Albrecht von Brandenburg-Ansbach (1526-1560)
  • 38. Ulrich von Thorn (1560-1606)
  • 39. Wilfried von Anselms (1606-1637)
  • 40. Friedrich Wilhelm vvon Brandenburg (1637-1688)
  • 41. Friedrich I. König von Deutsch-Preußen (1637-1715)
  • 42. Friedrich II. König von Deutsch-Preußen (1715-1740)
  • 43. Friedrich III. König von Deutsch-Preußen (1740-1785)
  • 44. Albin König von Deutsch-Preußen (1785-1801)
  • 45. Friedrich Ottfried König von Deutsch-Preußen (1801-1835)
  • 46. Heinrich I. König von Deutsch-Preußen, Kaiser Heiliges Deutsches Reich (1835-1861)
  • 47. Richard von Kripke (1861-1878)
  • 48. Otto von Bismarck (1879-1899)
  • 49. Alfred von Tirpitz (1899-1919)

1932-1946 Nationalfaschistischer Deutschritterorden:

  • 50. Adolf Hitler (1932-1946)

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